Accessibility – so machst du deine Website für alle NutzerInnen zugänglich

Barrierefreiheit im Web entscheidet darüber, ob Nutzer überhaupt mit deiner Website interagieren können – und ob du Conversions und Umsatzpotenziale voll ausschöpfst. Ab 2025 wird es mit dem Barrierefreiheitsstärkungsgesetz (BFSG) sogar Pflicht: Unternehmen müssen ihre digitalen Angebote so gestalten, dass sie für alle Menschen nutzbar sind. Wer hier früh handelt, sichert sich nicht nur rechtliche Sicherheit, sondern auch einen klaren Wettbewerbsvorteil.

Das erfährst du in diesem Beitrag:

  • Warum Accessibility Pflicht und Chance zugleich ist
  • Wie du Barrieren in der Praxis abbaust und so Conversions maximierst
  • Wie du Barrierefreiheit testest und absicherst

Accessibility zahlt direkt auf Wachstum ein: 70 Millionen Menschen in Europa leben mit dauerhaften Einschränkungen – eine riesige Zielgruppe, die oft übersehen wird. Hinzu kommen Millionen weitere Nutzer, die situativ eingeschränkt sind, etwa durch schlechte Internetverbindungen oder die Nutzung mobiler Geräte. Wer diese Barrieren abbaut, macht sein Angebot inklusiver, senkt Absprungraten und steigert Conversions.

Warum Barrierefreiheit Pflicht und Chance zugleich ist

Die Verantwortung ist doppelt: Einerseits moralisch, denn jeder Nutzer hat das Recht auf Zugang zu Informationen und Services. Andererseits wirtschaftlich, denn Barrierefreiheit eröffnet enorme Chancen:

  • Neue Zielgruppen: Menschen mit Seh-, Hör-, motorischen oder kognitiven Einschränkungen können deine Angebote nutzen – und werden zu Kunden.
  • Bessere Rankings: Google bewertet barrierefreie Websites positiv, da Accessibility gleichzeitig Usability und Performance verbessert.
  • Rechtliche Absicherung: Mit dem BFSG riskierst du ab 2025 Bußgelder, wenn deine Website nicht barrierefrei ist. Frühzeitiges Handeln minimiert Risiken und Kosten.
  • Markenvertrauen: Barrierefreie Websites wirken professionell, modern und inklusiv – ein klarer Wettbewerbsvorteil in Märkten mit hoher Austauschbarkeit.

Barrierefreiheit ist also kein reiner Kostenfaktor, sondern ein Wachstums- und ROI-Hebel.

Accessibility in der Praxis: Zwei Nutzergruppen verstehen

Um Barrieren gezielt abzubauen, musst du verstehen, wer davon betroffen ist. Accessibility bedeutet nicht nur, Menschen mit Behinderungen einzubeziehen, sondern auch die alltäglichen Nutzungskontexte zu berücksichtigen.

  • Situative Einschränkungen: Jeder Nutzer kennt sie. Langsame Internetverbindungen, kleine Smartphone-Screens oder Ablenkung durch das Umfeld. In solchen Momenten entscheidet sich, ob Inhalte schnell zugänglich und verständlich sind – oder ob der Nutzer abspringt.
  • Dauerhafte Einschränkungen: Menschen mit eingeschränktem Seh- oder Hörvermögen, motorischen Einschränkungen oder kognitiven Besonderheiten. Diese Nutzergruppe ist groß, kaufkräftig und häufig loyal – wenn sie nicht ausgeschlossen wird.

Der wirtschaftliche Kern: Beide Gruppen machen zusammen einen erheblichen Anteil deines Traffics aus. Wenn deine Website hier Barrieren abbaut, steigerst du nicht nur die Nutzerfreundlichkeit, sondern direkt die Conversion Rate. Accessibility ist damit kein Sonderthema – sondern zentraler Bestandteil jeder Wachstumsstrategie.

Konkrete Maßnahmen für eine barrierefreie Website

Barrierefreiheit bedeutet nicht, dass du deine Website komplett umbauen musst. Oft sind es klare, einfache Anpassungen, die große Wirkung haben – für Nutzerfreundlichkeit, Markenwahrnehmung und deinen Umsatz. Hier die wichtigsten Stellschrauben:

  • Informationen nicht nur über Farben transportieren
    Farbcodes („Klicke auf den grünen Button“) schließen farbenblinde Nutzer aus. Biete daher immer alternative Hinweise wie „den linken Button“ oder eindeutige Symbole. So vermeidest du Missverständnisse – und erhöhst die Klickrate.
  • Starke Kontraste nutzen
    Hellgrauer Text auf weißem Hintergrund ist ein Conversion-Killer. Nutzer mit Sehschwäche brechen ab, wenn Inhalte schwer lesbar sind. Klare Kontraste steigern die Lesbarkeit und halten Nutzer länger auf deiner Seite.
  • Zoom ermöglichen
    Nutzer müssen Inhalte vergrößern können, ohne dass sie verschwommen oder unleserlich werden. Flexible Schrift- und Bildskalierungen sichern, dass Informationen auch bei 200 % Zoom nutzbar bleiben – und du keine potenziellen Käufer verlierst.
  • Konsistente Navigation bieten
    Besonders Shops verlieren Nutzer durch uneinheitliche Navigation. Wenn Menü, Suche oder Checkout plötzlich anders aussehen, entsteht Frustration. Einheitlichkeit reduziert Abbrüche – und steigert den Umsatz im Funnel.
  • Texte für Screenreader optimieren
    Blinde Nutzer verlassen sich auf Screenreader. Biete daher Alt-Texte für Bilder, Transkripte für Videos und eine logische HTML-Struktur. So wird deine Seite auch ohne visuelle Orientierung nutzbar – und deine Inhalte gewinnen Reichweite.
  • Gebärdensprache anbieten
    Für gehörlose Menschen ist Schriftsprache oft eine Hürde. Mit Videos in Gebärdensprache erreichst du diese Nutzergruppe und öffnest dein Angebot für eine Community, die häufig unterschätzt wird.
  • Leichte Sprache nutzen
    Komplexe Schachtelsätze und Fachbegriffe sind Barrieren. Eine zusätzliche Version in leichter Sprache macht Inhalte auch für Menschen mit kognitiven Einschränkungen oder geringerer Sprachkompetenz zugänglich – und verbessert gleichzeitig dein SEO.
  • Abkürzungen markieren
    Screenreader stolpern über Abkürzungen. Mit dem HTML-Tag <abbr> erklärst du, wofür Kürzel stehen. Das schafft Klarheit und verhindert Missverständnisse.
  • Audioversionen bereitstellen
    Artikel oder Produktinformationen als Audio verfügbar zu machen, bietet Abwechslung vom Lesen – und schafft Vorteile für Nutzer unterwegs. So verlängerst du die Nutzungsdauer deiner Inhalte.
  • Visuelle Alternativen für Audio-Inhalte
    Untertitel für Videos oder Infografiken als Ersatz für Podcasts machen Inhalte auch ohne Ton verständlich. Damit erreichst du Nutzer, die in lauten oder stillen Umgebungen unterwegs sind – ein wichtiger Faktor für mobile Nutzung.
  • Auf Blink- und Flackereffekte verzichten
    Aggressiv blinkende Elemente sind nicht nur unprofessionell, sondern können bei bestimmten Einschränkungen zu gesundheitlichen Problemen führen. Statisches, klares Design steigert Vertrauen und senkt Absprünge.
  • Tastatur-Navigation sicherstellen
    Viele Nutzer können keine Maus verwenden. Deine Website muss komplett über die Tastatur steuerbar sein – inklusive Menüs, Formulare und Buttons. Das ist nicht nur inklusiv, sondern auch ein Zeichen technischer Exzellenz.

Mit diesen 12 Maßnahmen stellst du sicher, dass deine Website wirklich von allen Nutzern verstanden und genutzt werden kann – und dass deine Conversion-Pfade keine unnötigen Barrieren enthalten.

Testing und Qualitätssicherung: So überprüfst du Barrierefreiheit in der Praxis

Eine barrierefreie Website entsteht nicht auf dem Reißbrett – sie muss getestet werden. Nur so erkennst du, wo Nutzer scheitern, und kannst Schwachstellen systematisch beheben. Das Ziel: eine stabile User Experience, die keinen ausschließt und gleichzeitig deine Conversion-Pfade stärkt.

Nutzer einbeziehen
Am wertvollsten ist das direkte Feedback von Betroffenen. Menschen mit Seh-, Hör- oder motorischen Einschränkungen zeigen dir, welche Hürden in der Praxis bestehen. Schon kleine Testgruppen liefern Erkenntnisse, die kein Tool abbilden kann.

Technische Checks durchführen

  • TAB-Check: Navigiere nur mit der Tastatur durch deine Website. Gelangen Nutzer per Tab durch Menüs und Formulare? Funktionieren Ausklappmenüs und CTAs intuitiv?
  • Smartphone-Check: Rufe deine Desktop-Seite auf mobilen Endgeräten auf. Zoom, Touch-Steuerung und reduzierte Darstellung machen schnell sichtbar, wo die Usability bricht.
  • Logfile-Analyse: Überprüfe, an welchen Stellen Nutzer aussteigen. Häufungen deuten auf strukturelle Barrieren hin.

Tools nutzen
Kostenlose Accessibility-Tools wie WAVE oder AChecker identifizieren technische Stolperfallen – von fehlenden Alt-Attributen über schwache Kontraste bis hin zu fehlerhaften ARIA-Rollen. Sie ersetzen kein Nutzerfeedback, geben dir aber eine solide Grundlage für Optimierungen.

Standards prüfen
Vergleiche deine Seite regelmäßig mit den WCAG-Richtlinien und den Anforderungen der BITV 2.0. Ab 2025 gilt zudem das Barrierefreiheitsstärkungsgesetz (BFSG) – spätestens dann ist Barrierefreiheit für viele Unternehmen nicht mehr optional, sondern gesetzlich verpflichtend. Wer früh handelt, spart später teure Nachbesserungen.

Iterativ testen und verbessern
Accessibility ist kein „einmal abhaken“. Technologien entwickeln sich weiter, Content wächst, Nutzergewohnheiten ändern sich. Plane deshalb Accessibility-Tests als festen Bestandteil deiner Optimierungsprozesse ein – genauso wie A/B-Tests für Conversion Rates.

Fazit & Business Impact: Barrierefreiheit als Pflicht und Chance

Barrierefreiheit im Web ist mittlerweile zur Pflicht geworden. Mit dem Barrierefreiheitsstärkungsgesetz (BFSG) tritt ab 2025 eine gesetzliche Regelung in Kraft, die Unternehmen verpflichtet, digitale Produkte und Dienstleistungen barrierefrei anzubieten. Wer jetzt handelt, sichert nicht nur die eigene Rechtskonformität, sondern verschafft sich auch einen deutlichen Wettbewerbsvorteil.

Der Business Impact ist klar:

  • Neue Zielgruppen erschließen: In Europa leben über 70 Millionen Menschen mit Einschränkungen – eine enorme Kaufkraft, die oft ignoriert wird.
  • Bessere Conversion Rates: Barrierefreie Seiten sind intuitiver, klarer und performanter – Eigenschaften, die allen Nutzern zugutekommen.
  • Stärkere Marke: Inklusion zahlt auf Vertrauen und Markenwahrnehmung ein. Wer zeigt, dass er niemanden ausschließt, gewinnt Sympathie und Loyalität.
  • SEO-Vorteile: Sauber strukturierte Inhalte, klare Kontraste und schnelle Ladezeiten verbessern auch dein Ranking bei Google.

Takeaway:
Accessibility ist kein Kostenblock, sondern ein Wachstumstreiber. Wer seine Website barrierefrei gestaltet, investiert gleichzeitig in Conversions, Markenvertrauen und langfristigen ROI.

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Oliver Engelbrecht
15.10.2017
7 Min. Lesezeit