{"id":4225,"date":"2017-10-17T09:47:52","date_gmt":"2017-10-17T07:47:52","guid":{"rendered":"https:\/\/leap.de\/?p=4225"},"modified":"2023-11-24T10:14:02","modified_gmt":"2023-11-24T09:14:02","slug":"richard-thalers-nudging-taktik-und-theorie-fuer-cro","status":"publish","type":"post","link":"https:\/\/leap.de\/wissen\/richard-thalers-nudging-taktik-und-theorie-fuer-cro\/","title":{"rendered":"Richard Thalers \u201eNudging\u201c \u2013 Taktik und Theorie f\u00fcr CRO"},"content":{"rendered":"\n

\u201eIrren ist menschlich\u201c, besagt ein Sprichwort. Menschen handeln situativ, impulsiv und emotional. Sie treffen daher oft Entscheidungen, die zu Einbu\u00dfen des eigenen oder des gesellschaftlichen Wohlstands f\u00fchren. Wohlstandseinbu\u00dfen sind laut Richard Thaler<\/a> vermeidbar, wenn man es schafft, Menschen w\u00e4hrend ihrer Entscheidungsfindung<\/strong> dabei zu helfen, eine f\u00fcr sie gute Wahl zu treffen, ohne in den Entscheidungsprozess aktiv einzugreifen oder sie zu bevormunden.<\/p>\n\n\n\n

F\u00fcr Thaler liegt die L\u00f6sung in der Schaffung von passiven, aber stets pr\u00e4senten Entscheidungsarchitekturen<\/strong>, die die Wahrscheinlichkeit von Fehlentscheidungen einschr\u00e4nken und somit Wohlstandseinbu\u00dfen minimieren. <\/a>Der libert\u00e4re Paternalismus und das damit verbundene \u201eNudging\u201c, sind die Grundlage einer modernen Entscheidungstheorie<\/strong>, die sich von der klassischen Vorstellung eines rational handelnden Homo Oeconomicus<\/em> lossagt und stattdessen auf angeborene und psychologische Verhaltensmuster abzielt.<\/p>\n\n\n

\n
\"Icon<\/div><\/figure><\/div><\/div><\/div>\n\n\n
\n

Du bist mehr der visuelle Typ?<\/p>\n\n\n\n

Weiter unten findest du eine Infografik, die dir diesen Artikel \u00fcbersichtlich zusammenfasst!<\/a><\/p>\n<\/div><\/div>\n\n<\/div>\n\n\n

Mein Professor der Nobelpreistr\u00e4ger<\/h2><\/div>\n\n\n\n

Als in der vergangenen Woche der diesj\u00e4hrige Nobelpreistr\u00e4ger f\u00fcr Wirtschaftswissenschaften bekannt gegeben wurde, bin ich sofort hellh\u00f6rig geworden. Denn Richard Thaler<\/strong> ist nicht nur ein brillanter Kopf \u2013 ich durfte ihn auch w\u00e4hrend meines MBA Studiums an der Booth School of Business der University of Chicago live erleben. In den sp\u00e4ten 2000er-Jahren hatte ich bei Prof. Thaler am Londoner Campus der University of Chicago eine Vorlesungsreihe \u00fcber Behavioural Economics.<\/p>\n\n\n\n

Ich war begeistert von ihm. Sein Buch \u201eNudge\u201c<\/a> \u2013 damals die Pflichtlekt\u00fcre im Kurs \u2013 hat bis heute einen Ehrenplatz in meiner Bibliothek. Und damit nicht genug: Denn seine Theorie l\u00e4sst sich in der Conversion Optimierung<\/strong> perfekt anwenden. Und wie du das machen kannst, m\u00f6chte ich dir heute erkl\u00e4ren.<\/p>\n\n\n

\n
\"abb.-1-der-nobelpreistraeger-fuer-wirtschaftswissenschafter-professor-richard-thaler-\u00a9-wikimedia-commons\"<\/div><\/figure>
\u00a9 Wikimedia Commons<\/figcaption><\/div><\/div><\/div><\/div>\n\n\n

Der Nobelpreistr\u00e4ger f\u00fcr Wirtschaftswissenschafter Professor Richard Thaler<\/p>\n\n<\/div>\n\n\n

Jede Entscheidung ist mit Geld verbunden. Ich kenne keine Entscheidung, die nicht mit Umsatz oder Kosten verbunden ist oder sich auf Umsatz oder Kosten bezieht. Immer dann,\u00a0wenn Menschen entscheiden<\/strong>, wechselt Geld den Besitzer. Entweder verdienen wir Geld oder wir geben welches aus. Aus Sicht eines Webshop-Betreibers oder einer Webshop-Betreiberin ist es enorm wichtig zu wissen, wie menschliche Entscheidungen zustande kommen,\u00a0wie UserInnen \u201eticken\u201c<\/a>\u00a0und was die Ursachen daf\u00fcr sind, dass der User oder die Userin\u00a0den Check-out abschlie\u00dft oder eben vorher abspringt<\/a>.<\/p>\n\n\n\n

Behaviorismus: Der Homo Oeconomicus ist tot. Es lebe der Homo Sapiens<\/h2><\/div>\n\n\n\n

Zahllose Wirtschaftswissenschaftler machten sich dar\u00fcber Gedanken, wie Entscheidungen getroffen werden<\/strong> und dar\u00fcber, wie man sie \u201eberechenbar\u201c machen kann. Sie erschufen einen rational handelnden Entscheidenden, den Homo Oeconomicus und bauten auf diesem Konstrukt zahlreiche Theorien und \u00f6konomische Modelle auf, die zu optimalen Entscheidungsprozessen und Wohlstand f\u00fchren sollten. Die Folgen \u201erationaler\u201c Entscheidungen, die der Homo Oeconomicus trifft, sind aber alles andere als das, was die Modelle prognostizierten. Zahllose Unternehmenspleiten, groteske Fehlentscheidungen von sogenannten Top-ManagerInnen, die massive Verbrennung von Steuergeldern, gesundheitssch\u00e4dlicher Konsum von Alkohol und Tabakwaren, Bounce-Rates und Abbr\u00fcche im Check-out sind keine Indikatoren f\u00fcr gut durchdachte rationale Entscheidungen. Sie sind im Gegenteil eher ein Beleg daf\u00fcr, dass wir wichtige Zusammenh\u00e4nge<\/strong> nicht erkennen, nicht immer wissen, was unsere Entscheidung bringt, nicht wissen, was wir da tun, oder schlicht und ergreifend bei vollem Bewusstsein Mist bauen. Was ist der Grund daf\u00fcr?<\/p>\n\n\n

\n
\"abb.-2-unsere-richtungsentscheidungen-sind-selten-rational-\u00a9-brendan-church-unsplash\"<\/div><\/figure>
\u00a9 Brendan Church, Unsplash<\/figcaption><\/div><\/div><\/div><\/div>\n\n\n

Unsere Richtungsentscheidungen sind selten rational<\/p>\n\n<\/div>\n\n\n

Die Antwort ist: Weil wir Homo Sapiens sind<\/h2><\/div>\n\n\n\n

Wir k\u00f6nnen das Konzept des Homo Oeconomicus mitsamt den darauf basierenden Modellen ad Acta legen. Dieses Modell erkl\u00e4rt nicht, warum unsere Website nicht konvertiert \u2013 und schon gar nicht, wie man sie gestalten sollte, damit sie gut konvertiert. Wir haben es mit einem irrational handelnden Homo Sapiens<\/strong> zu tun. Der Homo Sapiens handelt sprunghaft, unvorhersehbar, spontan, emotional, selten jedoch rational. Die \u201ealten\u201c Entscheidungstheorien und ihre Modelle mussten durch \u201eneue\u201c ersetzt werden. Schlie\u00dflich wollen wir Online-Marketer wissen, wie der Homo Sapiens tickt und wie wir die Bounce-Rates und Abbruchraten der BesucherInnen auf unserer Website und im Check-out reduzieren k\u00f6nnen.<\/p>\n\n\n\n

Kahnemann\u2019s System 1 und System 2 oder: Wie entscheidet der Homo Sapiens?<\/h2><\/div>\n\n\n\n

Thaler stellt den \u201eirrationalen\u201c Homo Sapiens ins Zentrum seiner Arbeit und referenziert auf die Studien von Daniel Kahnemann und Amon Tversky<\/a>. Die Nobelpreistr\u00e4ger von 2002 zeigen auf, dass Menschen in zwei Systemen denken.<\/p>\n\n\n\n

System 1<\/strong> ist impulsiv, instinktiv, recht einfach gestrickt. Bei Problemstellungen betreibt es keinen besonders hohen mentalen Aufwand zur L\u00f6sungsfindung. Vielmehr bedient es sich angeborener, anerzogener oder antrainierten Reaktionssequenzen und Verhaltensnormen. Es liefert in der Regel immer eine L\u00f6sung, die aber keiner besonderen tiefgreifenden Pr\u00fcfung auf Plausibilit\u00e4t, Logik und Genauigkeit unterzogen wird. Es ist zwar nicht besonders \u201eschlau\u201c, aber daf\u00fcr verdammt schnell.<\/p>\n\n\n\n

System 2<\/strong> wird aktiviert, wenn wir komplexe, komplizierte oder unerwartete Fragestellungen analysieren m\u00fcssen. Einmal aktiviert betreibt es einen immens hohen, energieintensiven mentalen Aufwand. Dieses System arbeitet sehr diszipliniert, sehr genau, ist sehr kritisch, hinterfragt sich und die Ergebnisse seiner Arbeit, greift bei der Probleml\u00f6sung auf entlegenste Erinnerungen und Erfahrungen zur\u00fcck, pr\u00fcft diese nochmals auf Plausibilit\u00e4t, Logik und Genauigkeit und ist auch bereit aufzugeben. Es ist sehr \u201eschlau\u201c, aber daf\u00fcr sehr tr\u00e4ge, faul und zudem noch langsam.<\/p>\n\n\n\n

Im allt\u00e4glichen Leben und den g\u00e4ngigen Situationen (z. B. sich anzuziehen, denselben Weg mit dem Auto zur Arbeit zu fahren, f\u00fcr das Wochenende einzukaufen) sind wir mit System 1 unterwegs. Selten schalten wir auf System 2 um. In einem Zustand, in dem das System 1 unser Navigator<\/strong> ist, ist der Homo Sapiens weit davon entfernt, streng logisch, absolut rational und pr\u00e4zise plausibel zu handeln und zu entscheiden.<\/p>\n\n\n

\n
\"richard-thalers-\u201enudging-bild-1-scaled\"<\/a><\/figure><\/div><\/div><\/div><\/div>\n\n\n

Allt\u00e4gliche Routinen wie Autofahren werden vorwiegend durch System 1 gesteuert<\/p>\n\n<\/div>\n\n\n

System 1 schirmt das mental anspruchsvolle System 2 vom intensiven Nachdenken und dem Abw\u00e4gen komplexer und komplizierter Sachverhalte ab. Der Mensch f\u00fchrt dank System 1 ein relativ entspanntes und stressfreies Leben und die meisten verlassen sich darauf, dass das System die richtige Entscheidung liefert. Unser gro\u00dfes Vertrauen in System 1<\/strong> ist der Grund daf\u00fcr, warum es Unternehmenspleiten, das Schwarzbuch des Bundes der Steuerzahler, Leberzirrhosen, Bounce-Rates, Absprungraten und Check-out-Abbr\u00fcche gibt.<\/p>\n\n\n\n

Der libert\u00e4re Paternalismus<\/h2><\/div>\n\n\n\n

Thaler macht aus dieser Not eine Tugend. Wenn Menschen \u00fcberwiegend mit System 1 arbeiten und genau bekannt ist, an welchen Stellen im menschlichen Entscheidungsprozess das System 1 versagt, dann sollte man nicht versuchen, den Menschen zu verbiegen<\/strong>. Man sollte lieber alles daran setzen, System 1 so zu f\u00fchren, dass es die Fallen, in die es immer wieder tappt, geschickt umschifft \u2013 und ihm dabei helfen, eine gute Entscheidung zu treffen. Hier setzt Thaler an und f\u00fchrt den Begriff von Entscheidungsarchitekturen<\/strong> ein, die die Schw\u00e4chen von System 1 abfedern sollen. Er will den Menschen \u2013 eben wegen der Dominanz von System 1 \u2013 dabei helfen, eine Wahl treffen zu k\u00f6nnen, die ihren Wohlstand erh\u00f6ht und nicht mindert.<\/p>\n\n\n\n

Eine Entscheidungsarchitektur ist eine Aneinanderreihung von Wahlm\u00f6glichkeiten bzw. Optionen, die einem Menschen im Prozess seiner Entscheidungsfindung zur Verf\u00fcgung gestellt werden<\/a>.\u00a0Die Reihenfolge und die Verf\u00fcgbarkeit der Wahlm\u00f6glichkeiten sind so konstruiert, dass gerade Menschen, die \u00fcberfordert sind oder irrational handeln, von diesem Prozess wie von einem unsichtbaren Begleiter zum Ziel gef\u00fchrt werden, ohne dass sie eine aktive Einmischung durch eine dritte Person von au\u00dfen oder eine Bevormundung versp\u00fcren. Ein gutes\u00a0Beispiel<\/strong>\u00a0ist das\u00a0Abheben von Bargeld<\/strong>\u00a0an einem Geldautomaten: Wenn zuerst das Geld und dann die Karte herausgegeben werden, werden viele KundInnen ihre Karte vergessen, weil f\u00fcr sie die Interaktion mit dem Automaten nach Erhalt des Geldes als abgeschlossen gilt. Wird aber die Entscheidungsarchitektur ver\u00e4ndert und die Herausgabe des Geldes an die Bedingung gekoppelt, dass zun\u00e4chst die Karte entnommen wird, so wird niemand mehr seine Karten stecken lassen.<\/p>\n\n\n

\n
\"richard-thalers-\u201enudging-bild-2-scaled\"<\/div><\/figure>
\u00a9 Gazzaniga, Ivry, Mangun, 2009<\/figcaption><\/div><\/div><\/div><\/div>\n\n\n

Man vergisst eher die Karte als das Bargeld \u2013 Deshalb: Karte zuerst<\/p>\n\n<\/div>\n\n\n

Diese Entscheidungsarchitekturen<\/strong> sind ein Ableger des libert\u00e4ren Paternalismus und des \u201eNudging\u201c (zu Deutsch \u201eStupsen\u201c). Thaler will nicht die Wahlfreiheit der Menschen infrage stellen und diese auch nicht einschr\u00e4nken. Libert\u00e4rer Paternalismus bedeutet, dass die Architekten von Entscheidungsprozessen diese so gestalten sollen, dass es mit wenigen intuitiven Entscheidungen<\/strong> dem Nutzer oder der Nutzerin erm\u00f6glicht sein soll, eine Entscheidung zu treffen, die er bzw. sie treffen wollte. Er will die Menschen also in eine gewisse Richtung f\u00fchren, aber am Ende ihnen selbst die Entscheidung \u00fcberlassen.<\/p>\n\n\n\n

Wir wissen heute aus der Verhaltens\u00f6konomie, dass Menschen \u2013 wie oben gesagt \u2013 sich in Wirklichkeit eben anders verhalten als der Homo Oeconomicus im klassischen Modell. Menschen haben Gef\u00fchle, sie sind beeinflussbar, sie laufen in der Masse mit, sie sind manchmal tr\u00e4ge. Dieses Wissen um die menschliche Psyche<\/strong> ist von elementarer Wichtigkeit, wenn du das Verhalten<\/strong> der NutzerInnen auf deiner Website verstehen und mitgestalten m\u00f6chtest. Eine Website ist nichts anderes als eine komplexe Entscheidungsarchitektur, auf der du dem User bzw. der Userin zu jedem Zeitpunkt eine bestimmte Auswahl und Anordnung von Handlungsoptionen zur Verf\u00fcgung stellst. Der Mensch interagiert mit der Website \u00e4hnlich wie der Kunde bzw. die Kundin mit dem Geldautomaten. Die Kenntnis \u00fcber Verhaltensmuster von Menschen gibt dir die M\u00f6glichkeit, eine f\u00fcr deine Zielgruppe passende Entscheidungsarchitektur<\/strong> zu schaffen und sie in die Lage zu versetzen, stressfrei und frei von Fehlentscheidungen (Absprungraten) zum Ziel zu kommen.<\/p>\n\n\n\n

Nudge in der Conversion-Rate-Optimierung<\/h2><\/div>\n\n\n\n

Auf Websites haben wir mit dem Wissen um kognitive und behaviorale Entscheidungsprozesse des Systems 1 die M\u00f6glichkeit, unsere NutzerInnen in die passende Entscheidungsarchitektur zu bef\u00f6rdern und sie darin in die richtige Richtung zu \u201estupsen\u201c. Unsere Aufgabe<\/strong> als ArchitektInnen und DesignerInnen von Entscheidungsarchitekturen ist es dabei, eine Website zu schaffen, die es eben schafft, die Stolperfallen, in die der Mensch \u201edank\u201c seines Systems 1 immer wieder reintappt, zu entfernen. Wenn wir den bekannten Reflexen begegnen und uns die Impulsivit\u00e4t des Besuchers zunutze machen, senken wir Bounce-Rates und Absprungraten<\/strong>.<\/p>\n\n\n

\n
\"abb.-3-wir-koennen-unsere-nutzer-in-die-richtige-richtung-stubsen-\u00a9-abraham-wiebe-unsplash\"<\/div><\/figure>
\u00a9 Abraham Wiebe, Unsplash<\/figcaption><\/div><\/div><\/div><\/div>\n\n\n

Wir k\u00f6nnen unsere Nutzer in die richtige Richtung \u201cstubsen\u201d<\/p>\n\n<\/div>\n\n\n

Durch die Personalisierung, die im Netz mittlerweile m\u00f6glich ist, tun sich hier nat\u00fcrlich ganz neue Chancen f\u00fcr AnbieterInnen auf.<\/a>\u00a0Denn sie k\u00f6nnen immer dezidierter auf ihre Nutzer und Nutzerinnen eingehen. Nicht so sehr, wie es von Angesicht zu Angesicht im Ladengesch\u00e4ft m\u00f6glich ist, aber doch zu einem immer gr\u00f6\u00dferen Grad.<\/p>\n\n\n\n

Aber ist diese Art der Manipulation nicht falsch?<\/h2><\/div>\n\n\n\n

Nun, am Ende ist jede Form des Paternalismus eine Art \u201esubversive\u201c Bevormundung. Doch Thaler besteht darauf, dass zum einen die Freiwilligkeit<\/strong> gewahrt bleibt und zum anderen die Stupser<\/strong> den Menschen nur in eine Richtung bringen sollen, die auch gut f\u00fcr ihn ist. Thaler war lange als Berater von Regierungen aktiv, wo er diese Voraussetzungen immer ins Zentrum seiner \u00dcberlegungen gestellt hat.<\/p>\n\n\n\n

Aber fraglos bietet jedes System, egal, wie gut es gemeint ist, viele M\u00f6glichkeiten des Missbrauchs. Das gilt f\u00fcr politische Str\u00f6mungen genauso wie f\u00fcr \u00f6konomische Denkschulen. Auch das Nudging ist davor nicht gefeit. Denn wer definiert denn, was das Gemeinwohl<\/em> ist \u2013 bzw. was f\u00fcr den Einzelnen gut ist? Gerade dann, wenn Regierungen Nudging im gro\u00dfen Stil einsetzen<\/strong>, muss die Gesellschaft vorsichtig sein \u2013 denn nicht immer wird es dabei um Dinge gehen, die wirklich positiv f\u00fcr die Mehrheit der B\u00fcrger sind.<\/p>\n\n\n

\n
\"richard-thalers-\u201enudging-bild-3<\/div><\/figure><\/div><\/div><\/div><\/div>\n\n\n

Der Grad zwischen Steuerung und Nudging ist schmal<\/p>\n\n<\/div>\n\n\n

Aber in der seri\u00f6sen<\/strong> Conversion Optimierung werden die zentralen Leitplanken aus Thalers System eingehalten. Denn die Freiwilligkeit<\/strong> besteht allein deshalb, weil die NutzerInnen nicht dazu gezwungen wurden, auf eine Website zu kommen. Vielmehr sind sie dort, weil sie ein Problem l\u00f6sen m\u00f6chten. Mit einem Stupser in die richtige Richtung k\u00f6nnen wir nun daf\u00fcr sorgen, dass sie uns mit der L\u00f6sung<\/strong> des Problems beauftragen \u2013 egal, ob das Problem eine Dienstleistung erfordert oder ob der Nutzer der die Nutzerin nur Schuhe kaufen wollte.<\/p>\n\n\n\n

Und im Endeffekt ist auch die Google-Suche<\/strong> nichts anderes: Wir klicken auf das erste Ergebnis, weil die Suchmaschine uns sagt, dass dies das beste Ergebnis f\u00fcr uns ist. Das l\u00e4sst sich zwar durch Negative SEO beeinflussen, ist aber grunds\u00e4tzlich eine wirklich hilfreiche Sache, die wir im Alltag nicht missen m\u00f6chten.<\/p>\n\n\n\n

Ein Beispiel f\u00fcr Nudge in der Conversion Optimierung<\/h2><\/div>\n\n\n\n

Eine sch\u00f6ne Idee, wie man UserInnen auf einer Website \u201enudgen\u201c kann, gibt folgendes Beispiel wieder. Ein Juwelier<\/strong> betreibt einen Online-Shop und verkauft \u00fcber seine Website Uhren, Ringe, Halsketten und Ohrringe. Die Navigation ist entsprechend aufgebaut und daher erscheinen in der Men\u00fcleiste Uhren, Ringe, Halsketten und Ohrringe. Sein Ziel<\/strong> ist es, den Besucher oder de Besucherin m\u00f6glichst schnell mit einem Produkt zu identifizieren, damit er oder sie dieses in den Warenkorb legt und in den Check-out geht.<\/p>\n\n\n\n

Wenn jemand sich auf eine Juwelierseite begibt, dann befindet sich derjenige in einer bestimmten Situation, die uns aber nicht bekannt ist. Mit Uhren, Ringen, Halsketten und Ohrringen wird dem User bzw. der Userin ein Bauchladen er\u00f6ffnet, aus dem er sich was aussuchen kann. Der Kunde oder die Kundin muss abw\u00e4gen, ob der Ausweg aus seiner bzw. ihrer Situation mit einer Uhr, einem Ring, einer Halskette oder doch den Ohrringen zu l\u00f6sen ist. Er oder sie ist mit der Entscheidungsfindung<\/strong> \u00fcberfordert<\/strong> und muss jetzt System 2<\/strong> anwerfen. Es dauert keine 10 Sekunden<\/em>, bis er bzw. sie abspringt oder zumindest gestresst ist.<\/p>\n\n\n\n

Die L\u00f6sung<\/strong> durch Nudge: die Einf\u00fchrung eines Men\u00fcs mit einer situativen Navigation anstelle der funktionalen Navigation. Diese listet die g\u00e4ngigsten Anl\u00e4sse auf, f\u00fcr die man Schmuck kaufen w\u00fcrde. Z. B:<\/p>\n\n\n\n

Erstes Date \u2013 Verlobung \u2013 Hochzeit \u2013 Freude machen \u2013 Verzeihung \u2013 Neuigkeiten & Trends<\/p>\n\n\n

\n
\"richard-thalers-\u201enudging-bild-4-scaled\"<\/div><\/figure><\/div><\/div><\/div><\/div>\n\n\n

Schmuckk\u00e4ufe sind situationsabh\u00e4ngig \u2013 manche Menschen brauchen dabei Unterst\u00fctzung (Nudges)<\/p>\n\n<\/div>\n\n\n

So schicken wir KundInnen in eine Entscheidungsarchitektur, die sich ausschlie\u00dflich an seiner bzw.  ihrer Situation orientiert und nicht an der Funktionalit\u00e4t des Produktes. Der Kunde oder die Kundin findet seine bzw. ihre pers\u00f6nliche Lage wieder und schlie\u00dft daraus, dass er oder sie hier auch die L\u00f6sung finden wird. Wir entbinden den oder die KundIn von der Entscheidung<\/strong>: \u201eWelches Produkt passt am besten zum ersten Date?\u201c und \u201estupsen\u201c ihn in den Funnel, indem wir ihm bzw. ihr eine Wahloption zur Verf\u00fcgung stellen, mit der er oder sie sich identifizieren kann. Dadurch reduzieren<\/strong> wir die Komplexit\u00e4t<\/strong> der Entscheidungsfindung, die letztendlich dar\u00fcber entscheidet, ob der Kunde bzw. die Kundin in den Funnel geht oder nicht.<\/p>\n\n\n\n

Daraus folgt<\/strong>: System 2 muss nicht angeworfen werden und der Kunde oder die Kundin surft mit System 1 weiter.<\/p>\n\n\n\n

Verhalten: Der bzw. die UserIn (will sich z. B. verloben, heiraten, ein Geschenk machen oder sich informieren) findet seine Situation sofort im Men\u00fc wieder und geht direkt in die Produkt\u00fcbersicht.<\/p>\n\n\n\n

Fazit: Formeln l\u00f6sen keine Probleme<\/h2><\/div>\n\n\n\n

Das Denkmuster von Richard Thaler zeigt uns vor allem eins: Formeln l\u00f6sen keine Probleme. Der Homo Oeconomicus ist eine Fabelgestalt, die sich nicht mit der \u00fcberw\u00e4ltigenden Mehrheit der Menschen deckt. Vielmehr sind Menschen immer wieder irrational und m\u00fcssen dementsprechend angesprochen werden.<\/p>\n\n\n\n

In der Conversion Optimierung brauchen wir daher,\u00a0wenn wir dieses psychologische Wissen haben<\/a>, nicht mehr so viel testen wie fr\u00fcher. Vielmehr k\u00f6nnen wir\u00a0Personas erstellen<\/strong>\u00a0und auf deren Basis Websites bauen, die unsere Zielgruppe in die richtige Richtung lenken. Dann h\u00e4ngt es von der Qualit\u00e4t des Angebots ab, ob sie auch wirklich konvertieren werden.<\/p>\n\n\n

\n
\"3\"<\/div><\/figure><\/div><\/div><\/div><\/div>\n<\/div>\n\n
<\/div>","protected":false},"excerpt":{"rendered":"

Die Theorien des Nobelpreistr\u00e4gers Richard Thaler sind gerade f\u00fcr die Conversion Optimierung von zentraler Bedeutung. Wir sagen dir, warum.<\/p>\n","protected":false},"author":14,"featured_media":4227,"comment_status":"closed","ping_status":"closed","sticky":false,"template":"","format":"standard","meta":{"_acf_changed":false,"pgc_meta":"","tpgb_global_settings":"","_gspb_post_css":"","_uag_custom_page_level_css":"","site-sidebar-layout":"default","site-content-layout":"","ast-site-content-layout":"default","site-content-style":"default","site-sidebar-style":"default","ast-global-header-display":"","ast-banner-title-visibility":"","ast-main-header-display":"","ast-hfb-above-header-display":"","ast-hfb-below-header-display":"","ast-hfb-mobile-header-display":"","site-post-title":"","ast-breadcrumbs-content":"","ast-featured-img":"","footer-sml-layout":"","theme-transparent-header-meta":"","adv-header-id-meta":"","stick-header-meta":"","header-above-stick-meta":"","header-main-stick-meta":"","header-below-stick-meta":"","astra-migrate-meta-layouts":"set","ast-page-background-enabled":"default","ast-page-background-meta":{"desktop":{"background-color":"","background-image":"","background-repeat":"repeat","background-position":"center center","background-size":"auto","background-attachment":"scroll","background-type":"","background-media":"","overlay-type":"","overlay-color":"","overlay-opacity":"","overlay-gradient":""},"tablet":{"background-color":"","background-image":"","background-repeat":"repeat","background-position":"center center","background-size":"auto","background-attachment":"scroll","background-type":"","background-media":"","overlay-type":"","overlay-color":"","overlay-opacity":"","overlay-gradient":""},"mobile":{"background-color":"","background-image":"","background-repeat":"repeat","background-position":"center center","background-size":"auto","background-attachment":"scroll","background-type":"","background-media":"","overlay-type":"","overlay-color":"","overlay-opacity":"","overlay-gradient":""}},"ast-content-background-meta":{"desktop":{"background-color":"var(--ast-global-color-5)","background-image":"","background-repeat":"repeat","background-position":"center center","background-size":"auto","background-attachment":"scroll","background-type":"","background-media":"","overlay-type":"","overlay-color":"","overlay-opacity":"","overlay-gradient":""},"tablet":{"background-color":"var(--ast-global-color-5)","background-image":"","background-repeat":"repeat","background-position":"center center","background-size":"auto","background-attachment":"scroll","background-type":"","background-media":"","overlay-type":"","overlay-color":"","overlay-opacity":"","overlay-gradient":""},"mobile":{"background-color":"var(--ast-global-color-5)","background-image":"","background-repeat":"repeat","background-position":"center center","background-size":"auto","background-attachment":"scroll","background-type":"","background-media":"","overlay-type":"","overlay-color":"","overlay-opacity":"","overlay-gradient":""}},"footnotes":""},"categories":[9],"tags":[13],"beitrag-mit-bild":[],"class_list":["post-4225","post","type-post","status-publish","format-standard","has-post-thumbnail","hentry","category-wissen","tag-cro"],"acf":[],"tpgb_featured_images":{"full":["https:\/\/leap.de\/wp-content\/uploads\/2023\/08\/Screenshot-2023-08-23-085658.png",364,240,false],"tp-image-grid":["https:\/\/leap.de\/wp-content\/uploads\/2023\/08\/Screenshot-2023-08-23-085658-700x700.png",700,700,true],"thumbnail":["https:\/\/leap.de\/wp-content\/uploads\/2023\/08\/Screenshot-2023-08-23-085658-150x150.png",150,150,true],"medium":["https:\/\/leap.de\/wp-content\/uploads\/2023\/08\/Screenshot-2023-08-23-085658-300x198.png",300,198,true],"medium_large":["https:\/\/leap.de\/wp-content\/uploads\/2023\/08\/Screenshot-2023-08-23-085658.png",364,240,false],"large":["https:\/\/leap.de\/wp-content\/uploads\/2023\/08\/Screenshot-2023-08-23-085658.png",364,240,false],"default":"https:\/\/leap.de\/wp-content\/plugins\/the-plus-addons-for-block-editor\/assets\/images\/tpgb-placeholder.jpg"},"tpgb_post_meta_info":{"get_date":"17.10.2017","get_modified_date":"24.11.2023","category_list":{"category":[{"term_id":9,"name":"Wissen","slug":"wissen","term_group":0,"term_taxonomy_id":9,"taxonomy":"category","description":"","parent":0,"count":101,"filter":"raw"}],"post_tag":[{"term_id":13,"name":"CRO","slug":"cro","term_group":0,"term_taxonomy_id":13,"taxonomy":"post_tag","description":"","parent":0,"count":60,"filter":"raw"}],"post_format":false,"beitrag-mit-bild":false},"author_name":"Christoph Michalak","author_url":"https:\/\/leap.de\/author\/christophmichalak\/","author_email":"Christoph.Michalak@leap.de","author_website":"","author_description":"","author_facebook":"","author_twitter":"","author_instagram":"","author_role":["author"],"author_firstname":"Christoph","author_lastname":"Michalak","user_login":"ChristophMichalak","comment_count":0,"post_likes":0,"post_views":0},"tpgb_post_category":{"category":"Wissen<\/a> ","post_tag":"CRO<\/a> "},"uagb_featured_image_src":{"full":["https:\/\/leap.de\/wp-content\/uploads\/2023\/08\/Screenshot-2023-08-23-085658.png",364,240,false],"thumbnail":["https:\/\/leap.de\/wp-content\/uploads\/2023\/08\/Screenshot-2023-08-23-085658-150x150.png",150,150,true],"medium":["https:\/\/leap.de\/wp-content\/uploads\/2023\/08\/Screenshot-2023-08-23-085658-300x198.png",300,198,true],"medium_large":["https:\/\/leap.de\/wp-content\/uploads\/2023\/08\/Screenshot-2023-08-23-085658.png",364,240,false],"large":["https:\/\/leap.de\/wp-content\/uploads\/2023\/08\/Screenshot-2023-08-23-085658.png",364,240,false],"1536x1536":["https:\/\/leap.de\/wp-content\/uploads\/2023\/08\/Screenshot-2023-08-23-085658.png",364,240,false],"2048x2048":["https:\/\/leap.de\/wp-content\/uploads\/2023\/08\/Screenshot-2023-08-23-085658.png",364,240,false],"tp-image-grid":["https:\/\/leap.de\/wp-content\/uploads\/2023\/08\/Screenshot-2023-08-23-085658-700x700.png",700,700,true]},"uagb_author_info":{"display_name":"Christoph Michalak","author_link":"https:\/\/leap.de\/author\/christophmichalak\/"},"uagb_comment_info":0,"uagb_excerpt":"Die Theorien des Nobelpreistr\u00e4gers Richard Thaler sind gerade f\u00fcr die Conversion Optimierung von zentraler Bedeutung. Wir sagen dir, warum.","_links":{"self":[{"href":"https:\/\/leap.de\/wp-json\/wp\/v2\/posts\/4225","targetHints":{"allow":["GET"]}}],"collection":[{"href":"https:\/\/leap.de\/wp-json\/wp\/v2\/posts"}],"about":[{"href":"https:\/\/leap.de\/wp-json\/wp\/v2\/types\/post"}],"author":[{"embeddable":true,"href":"https:\/\/leap.de\/wp-json\/wp\/v2\/users\/14"}],"replies":[{"embeddable":true,"href":"https:\/\/leap.de\/wp-json\/wp\/v2\/comments?post=4225"}],"version-history":[{"count":9,"href":"https:\/\/leap.de\/wp-json\/wp\/v2\/posts\/4225\/revisions"}],"predecessor-version":[{"id":13850,"href":"https:\/\/leap.de\/wp-json\/wp\/v2\/posts\/4225\/revisions\/13850"}],"wp:featuredmedia":[{"embeddable":true,"href":"https:\/\/leap.de\/wp-json\/wp\/v2\/media\/4227"}],"wp:attachment":[{"href":"https:\/\/leap.de\/wp-json\/wp\/v2\/media?parent=4225"}],"wp:term":[{"taxonomy":"category","embeddable":true,"href":"https:\/\/leap.de\/wp-json\/wp\/v2\/categories?post=4225"},{"taxonomy":"post_tag","embeddable":true,"href":"https:\/\/leap.de\/wp-json\/wp\/v2\/tags?post=4225"},{"taxonomy":"beitrag-mit-bild","embeddable":true,"href":"https:\/\/leap.de\/wp-json\/wp\/v2\/beitrag-mit-bild?post=4225"}],"curies":[{"name":"wp","href":"https:\/\/api.w.org\/{rel}","templated":true}]}}