„Im Endeffekt sind YouTuber ganz ‚normale‘ Medienproduzenten“ – Robin Blase im Interview - LEAP/
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„Im Endeffekt sind YouTuber ganz ‚normale‘ Medienproduzenten“ – Robin Blase im Interview

Robin Blase spricht im Interview über die Content-Erstellung für YouTube und Podcasts und die Monetarisierung solcher Inhalte.

by Oliver Engelbrecht
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Über Robin Blase

Robin Blase ist 26 Jahre alt und beruflich „YouTuber“. Er betreibt seinen YouTube Kanal bereits seit 2006 und hat in der Zeit viele unterschiedliche Projekte betreuen dürfen. Seit 2017 ist er außerdem Geschäftsführer der Richtig Cool GmbH, einer Produktionsfirma & Agentur für Webcontent.

Hallo, Robin und willkommen bei LEAP/. YouTuber hört sich für viele, wie du selbst gesagt hast, ja erstmal nach „lange schlafen und dann ein bisschen kreativ sein“ an. Aber du musst im Endeffekt viele Skills beherrschen, um richtig rüberzukommen. Was sind für dich die wichtigsten und wie hast du sie erlernt?

Es gibt natürlich einige YouTuber, auf die das zutrifft. Im Endeffekt sind YouTuber aber ganz „normale“ Medienproduzenten. Je nach Content gehört da alles dazu, was sonst in einer Film- oder Fernsehproduktion auch gebraucht wird – nur dass es eben von einer einzelnen Person ausgeführt wird. Also Kamera, Schnitt, Drehbuch, Regie, Moderation/Schauspiel, Social Media, Vermarktung …

Ich habe mir viele dieser Fähigkeiten schon früh selbst beigebracht und später dann durch mein Schauspielstudium und mein Studium in Film- und Fernsehproduktion verbessert. Am meisten habe ich jedoch durch die vielen Jobs gelernt, dich in dem Bereich von Anfang an hatte.

Wie hat es dich denn vom Schauspielstudium in diese Ecke verschlagen? Weil es ist ja sicher nicht der normale Karriereweg nach einer solchen Ausbildung.

Ich war schon vor dem Schauspielstudium auf YouTube aktiv und habe mich während des Schauspielstudiums auf ein Praktikum bei einem der größten US-YouTuber beworben und dann parallel zu meinem Studium in Los Angeles dort gearbeitet. Schauspiel war für mich eine tolle Möglichkeit, meine Fähigkeiten vor der Kamera zu verbessern, aber ich hatte von Anfang an den Plan, mich auch hinter der Kamera weiterzubilden – da kam das Praktikum genau richtig. Durch das Praktikum kamen dann weitere Jobs im YouTube-Bereich und irgendwann auch der erste Erfolg mit dem eigenen Kanal.

Für wen hast du in deinen frühen Jahren alles gearbeitet und was hast du da gemacht? Weil es gibt ja, wie du sagst, wahnsinnig viele Teilbereiche dieses Jobs.

Meine ersten Jobs waren noch vor YouTube in der Welt der Blogs und Podcasts. Mein erster bezahlter Job mit 14 war die Produktion von Podcasts für Onlinewelten.com. Mit 15 habe ich dann schon einzelne Radiobeiträge für den Deutschlandfunk produziert und Blogbeiträge über Videospiele für diverse Online-Magazine geschrieben. Dann kam das Praktikum bei Philip DeFranco in den USA. Dann war ich Creative Producer bei Mediakraft und danach unter anderem frei für Studio71, Endemol Beyond und viele andere Agenturen, Produktionsfirmen und für Marken als Berater und Produzent tätig. Zuletzt, vor der Gründung meiner GmbH, war ich Chefredakteur der EinsPlus Sendung „1080NerdScope“.

Nach so vielen Erfahrungen ist der Schritt zur eigenen Firma ja oft vorprogrammiert. Was hat dich im Endeffekt zur Firmengründung bewogen und was hast du aus deinen vorherigen Jobs für dieses Abenteuer mitgenommen?

Am Ende war es einfach der richtige Zeitpunkt, die Firmengründung hatte ich schon viele Jahre geplant, aber nie die richtige Gelegenheit zwischen all den Aufträgen gefunden. Am Ende kamen einfach einige Dinge zusammen, die den perfekten Start möglich gemacht haben.

Die Erfahrung aus den Jahren zuvor, die tollen Kontakte etc. sind natürlich auch alle Teil der Firma – aber das schönste ist auf jeden Fall, jetzt selbst die Möglichkeit zu haben, fest mit den Leuten zu arbeiten, mit denen ich am liebsten arbeite.

Neben YouTube bist du ja auch als Podcaster sehr aktiv. Wie hast du dieses Format für dich entdeckt und warum betreibst du es so leidenschaftlich?

Ich habe ja eigentlich mit Podcasts begonnen und bereits 2007 den Deutschen Podcast Award in der Kategorie „Jugend“ gewonnen.

Ich finde das Medium aus unterschiedlichen Gründen extrem spannend und bin sehr froh, dass es jetzt gerade erneut einen solchen Aufschwung erlebt.

Podcasts sind für mich eine tolle Möglichkeit, meine Gedanken zu teilen und spannende Informationen zu vermitteln – ohne dabei einen dramaturgischen Rahmen spannen zu müssen. Meine Videos brauchen oft mehrere Wochen vom Drehbuch bis zur Umsetzung und sind am Ende meistens so rund zehn Minuten lang. Unser Podcast hat eine Länge von einer Stunde und braucht in der Umsetzung nur zwei bis drei Stunden. Dabei haben wir eine Durchhörrate von über 80 % – was ich super spannend finde. Ein ein Stunden langes YouTube Video würde sich keiner angucken, schon gar nicht, wenn es nicht perfekt strukturiert ist. Im Podcast kann ich ohne großen Druck einfach meinen Gedanken freien Lauf lassen – und den Zuhörern scheint das zu gefallen.

Das macht sicher viel Spaß. Was denkst du, warum der Podcast aktuell so beliebt ist? Merken auch die Hörer, dass sie einer authentischen Aufnahme beiwohnen?

Ich glaube, ja. Man hat als Hörer das Gefühl, Teil eines echten Gesprächs zu sein. Außerdem sind Podcasts als Medium einfach sehr leicht zu genießen – die meisten Hörer hören uns beim Autofahren, in der Bahn, am Strand, zum Einschlafen oder beim Putzen oder Kochen nebenbei. Videos gucken ist hier schwierig, weil man sich oft mit den Augen auf etwas anderes konzentrieren muss, kein Datenvolumen hat oder ähnliches.

Es hört sich so an, als wären die Podcasts klar deine größte Liebe und die Videos eher die Nummer zwei. Ist das so, und wieso?

Nein, auf keinen Fall. Videocontent ist für mich absolut die Nummer 1. Podcasts sind eine schöne Abwechslung, aber ich liebe die Struktur und die Dramaturgie von gut geschriebenen Videos und Sketchen. Podcasts sind schön für nebenbei, aber für „richtige“ Unterhaltung gucke ich selbst einfach viel lieber auch Videos, Serien oder Filme. Beides hat seinen Platz, aber ich sehe mich auf jeden Fall mehr als Videoproduzent, denn als Podcaster.

Da du beides professionell betreibst, steht für dich natürlich auch die Monetarisierung der Inhalte im Zentrum. Was sind deine liebsten Wege, um deine Inhalte bezahlt zu bekommen – und welche haben für dich bislang nicht funktioniert?

Der beste Weg ist natürlich, mit Partnern zu arbeiten, die verstehen, was den Reiz der Inhalte für die Zuschauer oder Zuhörer ausmacht. Oft kommen Unternehmen auf „Influencer“ wegen ihrer Reichweite zu, und verstehen den Content dahinter nicht. Die beste Zusammenarbeit habe ich immer mit Unternehmen, die meine Inhalte vorher geguckt haben und sich basierend darauf für mich als potenziellen Partner entschieden haben. Dann kann man gemeinsam etwas gestalten.

Nicht funktioniert es dann, wenn man den Influencer als wandelnde Plakatwand sieht und es am Ende nur darum geht, die eigene Werbebotschaft an so viele Leute wie möglich zu bringen. Dann gehen meistens die Inhalte unter und am Ende sind die Zuschauer unzufrieden – und damit auch der Influencer und das Unternehmen. Am besten läuft es, wenn sich zwei Partner gegenseitig als eigenständige Marken ansehen und die Erfahrung des jeweils anderen respektieren.

Das hört sich nach einer perfekten Welt an. Zum Abschluss: Du bist ja auch Gründungsmitglied im Verein 301+. Worum geht es da und was sind deine persönlichen Anliegen?

Wir haben den Verein vor einigen Jahren gegründet, um gemeinsam mit unserer Reichweite mehr Verantwortung zu übernehmen und uns als Gruppe aus vielen Content Creators besser organisieren zu können. So teilen wir uns zum Beispiel ein gemeinsames Büro, wo wir unsere eigenen Studios haben. Als Verein setzen wir uns für den verantwortungsbewussten Umgang mit der eigenen Reichweite ein – zum Beispiel beim Thema Kennzeichnung von Werbeinhalten, bei Charity Projekten etc.

Uns ist es auch wichtig, ein Zeichen zu setzen, gegen besonders hasserfüllte Inhalte auf YouTube, wie die homophoben Videos von Mert, den Bombenprank von ApoRed etc.

Zuletzt haben wir eine Videoserie gestartet, mit der wir der nächsten Generation von YouTubern helfen wollen, indem wir unser Wissen weitergeben.

Das hört sich nach einem wirklich sinnstiftenden Verein an. 1000 Dank für deine Zeit und viel Spaß und Erfolg bei deinen nächsten Projekten!

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Oliver Engelbrecht

Ich bin bei LEAP/ für Marketing & Communications zuständig und verantworte damit die Lead-Generierung und das Branding der Agentur. Zudem leite ich unser LEAP/ Magazin als Chefredakteur. Zuvor habe ich das SEO-Portal aufgebaut und geleitet.