Das erwartet dich in diesem Recap:
- Wie war die Veranstaltung organisiert?
- Welche Speaker haben uns am meisten begeistert?
- Welche Vorträge blieben hinter den Erwartungen zurück?
Am vergangenen Freitag begaben Thomas und ich uns nach Leipzig, um zum ersten Mal an der OTMR teilzunehmen. Diese wurde bereits in der fünften Ausgabe von den Anwältinnen und Anwälten der Spirit Legal LLP veranstaltet und gibt eine gekonnte Mischung aus Konferenz und Barcamp ab. Neben einigen vorgeplanten Keynotes bewarben sich auch die Teilnehmer zahlreich um die Speakerslots. Am Ende sah der Tagesplan dann folgendermaßen aus:
Bevor es mit diesen Programmpunkten losging, stand jedoch erst einmal die Keynote von Christine Kirbach auf dem Programm.
Christine warf die Fragen auf, wie wir aus ethischer Sicht mit dem Thema AI umgehen sollten und wie die Situation an der Schnittstelle zwischen Mensch und Maschine aussehen wird. Wird die Maschine den Menschen ersetzen oder ergänzen?
Wichtig ist für Christine vor allem, mittels AI die Stärken des Menschen zu betonen. Wir müssen uns also kritisch mit der Technologie auseinandersetzen. Dazu gehört die Überlegung: Wo kann uns die AI unterstützen, damit wir mehr Zeit für das Wesentliche haben? Wenn wir es schaffen, eine Symbiose aus Mensch, AI und Roboter zu schaffen, dann werden diese gemeinsam Dinge erreichen können, die alleine nicht möglich gewesen wären.
Man merkte Christine an, dass sie für ihr Thema brennt und seit vielen Jahren als absolute Expertin auf diesem Gebiet unterwegs ist. Sie lieferte zahlreiche Impulse und ich kann mir gut vorstellen, dass viele Zuhörer ganz unterschiedliche Sachen für sich selbst mitgenommen haben. Genau so stellt man sich eine Keynote vor.
Sascha war einst einer der wichtigsten Tech-Blogger des Landes und hat mit Mobile Geeks eine wirklich tolle Seite aufgebaut. Seit einiger Zeit ist er nun bei Daimler für die digitalen Inhalte verantwortlich und hat sich ganz dem Thema Digitalisierung der Mobilität verschrieben. Entsprechend hat er sich bereits einen Chip für den Bus in seine Hand einsetzen lassen. Diese Technologie ist in seiner Wahlheimat Taipeh bereits zu haben – und damit sind wir auch direkt im Thema.
Zunächst zeige Sascha anhand von Beispielen, wie die Mobilität in Taiwan angegangen wird. Danach gab es einen sehr lehrreichen Schwenker in die Geschichte der Digitalisierung. Es war mir zum Beispiel nicht bekannt, dass bereits Tesla im Jahr 1909 die Grundidee eines Blackberry vorstellte oder das schon in einer Novelle von 1961 eine Art frühes Kindle beschrieben wurde. Besonders angetan hatte es mir dabei folgende Slide:
Die nächsten Innovationen, die für Sascha ganz oben auf der Liste stehen, werden flexible Batterien oder Autos mit riesigen Displays sein. Außerdem werden wir wohl immer mehr unser Smartphone (den persönlichsten Gegenstand, den wir besitzen) nutzen können, um Dinge aus der Share-Economy zu personalisieren. Bei all diesen Neuerungen steht jedoch ein Grundsatz im Vordergrund: Design follows Technology!
Ich habe mich sehr gefreut, Sascha Pallenberg einmal live zu erleben. Er ist ein wahnsinnig unterhaltsamer Speaker und weiß einfach, wie man ein Publikum in seinen Bann zieht. Großartig!
Oliver macht aktuell seinen Doktor in Oxford und hat in den letzten Jahren unter anderem in Stanford geforscht. Das sagt eigentlich schon alles über die nächsten 60 Minuten aus. Denn er zeigte uns anhand einiger Beispiele, wie man Maschinen mithilfe von Geometrie und Testumgebungen das Sehen in der realen Welt beibringen kann.
So lässt er mit seinen Kollegen Roboter in Simulationen Bewegungsabläufe lernen, damit Fehler in der Realität nicht so teuer werden. Interessant auch, dass er in seinem ganzen Informatikstudium keine einzige Vorlesung zum Thema Ethik hatte. Vor allem, da ja gerade auf diesem Gebiet immer wieder die Grenzen des menschlichen Denkens verschoben werden.
Ich werde hier jetzt nicht allzu sehr ins Detail gehen (da ich vieles sicher eh falsch wiedergeben würde), aber dieser Vortrag hat mir gezeigt, was für unglaubliche Dinge man tun kann, wenn man die Künstliche Intelligenz wirklich versteht. Es lohnt sich also, zu dem Thema nicht nur ein paar oberflächliche Marketing-Phrasen zu dreschen, sondern sich mit Menschen auszutauschen, die wirklich einen Plan von der Materie haben.
Danach ging es dann in die Mittagspause. Und wie sich bald zeigen sollte, war diese auch bitter nötig.
Denn es folgte einer der Top 3 Vorträge, die ich bisher auf Konferenzen gesehen habe. Dabei ging es eigentlich ganz unscheinbar los. Rüdiger Off begann mit einer gelangweilt klingenden Einführung in sein Unternehmen HighPots. Doch dann ging es Schlag auf Schlag.
Er zeigte, wie man aus Datensätzen unglaubliche Dinge herauslesen kann. Wie viel uns selbst eine E-Mail-Adresse über den Besitzer verrät. Welchen Einfluss die Rollen eines Kunden auf sein Verhalten haben. Wie man Gamification im Marketing richtig einsetzen kann. Wie viel wichtiger Erlebnisse als Produkte sind. Wie die größten Unternehmen der Zukunft aussehen werden. Dass Deutschland zwar bei der KI nicht weltführend ist, aber bei der Hybris der Intelligenz (bestehend aus Künstlicher und Biologischer Intelligenz). Und wie wichtig die Quantencomputer bald sein werden, da sie unglaublich schnell sind.
Dieser zweistündige Vortrag war eine absolute Offenbarung für alle Anwesenden. Man konnte förmlich sehen, wie bei allen Gästen die Köpfe rauchten. Und auch in der darauf folgenden Pause – die nach diesem Feuerwerk an Informationen mehr als nötig war – sah man vor allem kleine Gruppen bei dem Versuch, das gerade Erlebte einzuordnen und zu verarbeiten. Sehr, sehr spannend!
Diese Session ist eine beliebte Tradition auf der OTMR. Thomas und Nicky, ein SEO und ein Webdesigner, beide aus Leipzig und beide nicht auf den Mund gefallen, unterhalten sich über SEO-Fails und darüber, warum es manchmal vielleicht gar keine SEO-Agentur braucht – dafür an anderen Stellen umso mehr.
Thomas zeigte ein paar schaurig-schöne Fälle aus seiner täglichen Arbeit, zum Beispiel diese hier:
Der Vortrag der beiden war total unterhaltsam und hat das Publikum oft zum Nachdenken angeregt. Es war die perfekte SEO-Kost für eine Veranstaltung, auf der eigentlich andere Themen dominierten. Denn die beiden haben es geschafft, den Sinn der SEO für alle Anwesenden greifbar zu machen. Mehr von Thomas findest du auch in unserem Interview.
Nachdem ich am Morgen schon den ersten Vortrag meines Chefs zur Transformation der Suche verpasst hatte, wollte ich nun doch einmal wissen, wie er sich so auf der Bühne schlägt. Und siehe da – es war sehr unterhaltsam.
Zwar hat der Beamer nicht wirklich funktioniert (der war wohl nach so viel Input einfach müde), aber trotzdem hielt Thomas einen spannenden und souveränen Vortrag über gute und schlechte Formulare auf Websites. Ein schöner Ausklang eines Tages, der wahrlich reich an Insights war.
Zum Abschluss haben die vier Moderatoren der Räume noch einmal die wichtigsten thematischen Leitlinien des Tages zusammengefasst. Und dabei wurde mir noch einmal bewusst, wie viele Inspirationen ich von der OTMR mit nach Hause genommen habe.
Ich kannte die Veranstaltung bis vor wenigen Wochen gar nicht und wusste auch nicht, was mich erwartet. Aber sowohl von der Organisation als auch von den Inhalten her war das locker eine der besten Konferenzen, die ich bisher besuchen durfte. Und das vor allem ohne die üblichen Verdächtigen, die man sonst in unserer Szene an jeder Steckdose sprechen hört – wirklich sehr erfrischend. Im nächsten Jahr gerne wieder!