„Speziell im Linkbuilding hat sich eine ganze Menge getan“ – Marco Möschter im Interview - LEAP/
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„Speziell im Linkbuilding hat sich eine ganze Menge getan“ – Marco Möschter im Interview

Im Interview spricht Marco Möschter darüber, was sich in den vergangenen Jahren im SEO geändert hat und welche Möglichkeiten es heute gibt.

by Oliver Engelbrecht
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Über Marco Möschter

Marco Möschter ist Geschäftsführer der CLICKHERO GmbH und Managing Director des Marktplatzes Ranksider. Seit etwa acht Jahren betreibt er Online-Marketing, Suchmaschinenoptimierung und Backlink-Aufbau, ist aber schon mehr als eine Dekade im Thema verwurzelt.

Hi Marco und Willkommen bei LEAP. Du bist einer der vielen Quereinsteiger in der Online-Marketing-Branche und hast als Bankkaufmann angefangen. Was hat dich dazu bewegt, aus diesem eher traditionellen Beruf ins Online-Marketing zu wechseln?

Meine Zeit als Bankkaufmann ist schon eine ganze Weile her. Mit dem Online-Marketing hat es so angefangen, dass ich für insgesamt zwei Jahre in Australien und Neuseeland war. Als ich dann wieder nach Deutschland gekommen bin, habe ich nach einer Möglichkeit gesucht, ortsunabhängig Geld zu verdienen. Der Hintergrund war, dass meine Freundin und ich immer das große Ziel hatten, nochmal für ein paar Jahre nach Australien zu gehen. Da lag das Online-Marketing nahe, denn hier gab es mit Websites und Affiliate-Marketing tolle Möglichkeiten. Damit hat dann alles mehr oder weniger aus persönlichem Interesse angefangen. Danach ist es dann Stück für Stück in die Richtung gegangen, dass ich selbst Webseiten, YouTube-Videos und Affiliate-Webseiten erstellt habe. Dadurch habe ich mir immer mehr Wissen angeeignet. Später ist dann mein ehemaliger Partner auf mich zugekommen und hat gesagt: „Mensch, lass uns doch eine Firma gründen. Ich habe da ein tolles Thema“. Dadurch ist das dann alles einen deutlich professionelleren Weg gegangen.

Das klingt sehr spannend. Nun habt ihr dann Clickhero für viele Jahre mit einem Fokus auf SEO betrieben. Was waren für dich aus der Sicht als Geschäftsführer die größten Veränderungen und Umbrüche der letzten Jahre?

Da gab es in den letzten fast zehn Jahren eine Menge. SEO ist vielfältiger geworden und auch nicht unbedingt einfacher. Die ganzen Methoden, die früher ganz selbstverständlich angewendet wurden, die haben Stück für Stück nicht mehr funktioniert. Dadurch musste man sich kontinuierlich weiterbilden, um zu sehen, was jetzt gerade in der SEO die Möglichkeiten sind, die man nutzen kann, um seinen Kunden messbare Erfolge zu bescheren.

Speziell im Linkbuilding hat sich eine ganze Menge getan. Der Markt ist heute viel voller als 2012, wo noch wenige Agenturen so professionell aufgestellt waren. Allgemein hat sich der ganze Markt, vom Solo-Selbstständigen bis zur großen Agentur, stark professionalisiert.

Ansonsten, aus Sicht des Geschäftsführers, habe ich früher viele Dinge selbst gemacht. Jetzt muss ich sehen, wo ich besser Dinge delegiere. Das ist vor allem eine Zeitfrage. Deshalb muss ich ganz genau schauen, was die Aufgaben sind, die am wichtigsten sind.

Du hast gerade schon viel über das Thema Backlinks gesprochen. Links werden immer wieder totgesagt, aber am Ende werden sie doch von allen benötigt. Und gerade zwischen dem, was oft auf den Konferenzen gesagt wird, und dem, was dann tatsächlich in der alltäglichen Arbeit gemacht wird, ist eine ziemliche Spanne. Wie erlebst du das?

Ja natürlich. Früher wurde es immer ein bisschen hinter der Hand gehalten. Jeder hat es irgendwie gemacht, aber keiner wollte öffentlich darüber reden. Teilweise wurde gegen die Google Webmaster Richtlinien verstoßen und deswegen war das immer ein leicht totgeschwiegenes Thema.

Inzwischen hat sich aber der Backlink-Aufbau ebenfalls sehr professionalisiert. Deshalb sehe ich das heutzutage nicht mehr als einzelne Disziplin, sondern es ist Teil eines Gesamtpakets mit Content-Marketing und hochwertigen Inhalten. Es muss dem Kunden klar kommuniziert werden, dass Backlinkaufbau noch nicht tot ist, sondern, dass es sich bei Backlinks immer noch um einen der drei Top-Ranking-Faktoren handelt. Natürlich nicht mehr der Top-Ranking-Faktor, weil Google deutlich vielschichtiger geworden ist, aber es ist immer noch sehr wichtig. Und wenn man es heutzutage richtig betreibt, dann gehört da eben noch viel mehr dazu.

Was sind denn für dich die Top drei Faktoren, die stimmen müssen, damit Backlink-Aufbau vernünftig funktioniert?

Zuallererst ist das auf jeden Fall der Content, der muss stimmen und wirklich einen Mehrwert
transportieren – er muss Hand und Fuß haben.

Außerdem müssen die linkgebenden Seiten selbst vernünftigen Traffic haben. Nicht nur aus SEO-Sicht, sondern auch, um selbst Traffic über den jeweiligen Link zu ziehen.

Als dritten Faktor sehe ich die Themenrelevanz bzw. die Qualität der linkgebenden Seite, denn ohne die geht es nicht. Früher war es so, dass sehr viele Links irgendwo auf der Welt aufgebaut worden sind auf Seiten, die weder Relevanz noch Qualität aufgewiesen haben. Das funktioniert im Jahr 2022 nicht mehr so. Heute muss die linkgebende Seite eine starke Themenrelevanz haben, damit es funktioniert. Zudem muss die Qualität stimmen, sprich hat die Seite Autorität, ein gutes Linkprofil, läuft sie technisch gut. Das alles war in der Vergangenheit oder sagen wir in den Anfängen bis zum Penguin Update 2011 relativ egal.

Nun leitest du seit Kurzem auch einen Marktplatz für Backlinks und im Zuge dessen wurde deine Agentur von Martin Brosy und der ImpulsQ übernommen. Wir sehen es in letzter Zeit immer häufiger, dass Agenturen sich von größeren Agenturen aufkaufen lassen und wir sind selbst auch ein Zusammenschluss von zwei Agenturen. Was waren für dich die Beweggründe, mit einer größeren Agentur zusammenzugehen?

Natürlich gibt es Sicherheit, wenn man einen größeren Partner in der Hinterhand hat. Da kann man ganz anders agieren, als wenn man immer für alles selbst verantwortlich ist. Das war einer der Gründe, die mich zu diesem Schritt bewegt haben. Und einer der Hauptgründe war auch, dass eine größere Agentur wie ImpulsQ schon an einem Punkt ist, wo wir gerne hinkommen wollen. Ich will es jetzt nicht Abkürzung nennen, aber es ist schon so, dass wir jetzt einfach bestimmte Fehler auf dem Wachstumspfad vermeiden bzw. überspringen können. Wir haben jemanden an unserer Seite, der das alles schon durchgemacht hat.

Außerdem können wir in der täglichen Arbeit viele Synergien erzeugen und beispielsweise unsere Publisher zusammenlegen. Auch beim Erweitern des Portfolios hilft es, größer zu sein. Das macht uns relevanter für bestimmte Advertiser und Kundengruppen. Wir sind jetzt ein Agenturverbund, das hilft sehr.

Und gerade Martin ist im Link-Building Bereich ein Experte, der sich dort seit Jahren einen sehr guten Ruf aufgebaut hat. Davon können wir auch mitprofitieren. Wir haben dafür auch bestimmte Dinge zusammengelegt, wie Tools, die wir jetzt mitnutzen. Vor allem die Erfahrungen von beiden Agenturen fließen mit ein und das war ein großer Punkt, der uns am Markt Vorteile verschaffen wird.

Ist es für dich dazu auch einfach entspannter, zu wissen, dass du nicht mehr alleine unterwegs bist? Du hast gerade gesagt, du hast jemanden im Hintergrund und das geht ja weit über das Finanzielle hinaus, wie Verantwortung für Mitarbeiter und vieles mehr. Fällt dir da auch in gewisser Weise eine Last von der Schulter?

Ja klar, auf jeden Fall. Einen Sparringspartner zu haben, ist ein großer Gewinn. Gerade wenn es um Entscheidungen von großer Tragweite geht. Klar, man trifft sie im Endeffekt dann schon alleine, aber man hat jemanden, mit dem man sich beraten kann. Damit fällt einem schon eine große Last von den Schultern, weil man jemandem in der Hinterhand hat, der schon weiß, wie es funktioniert und mit dem man sich eben regelmäßig austauschen kann.

Das kann ich gut nachvollziehen. Es gibt momentan viele verschiedene Arten der Merger. Vor allem gibt es auch viele, sagen wir mal sehr traditionelle Unternehmen, die Agenturen aufkaufen. Wäre das für dich, zu diesem Zeitpunkt, auch interessant gewesen? Oder hätte dir da diese Expertise gefehlt, von der du gerade sprichst?

Auf der einen Seite ist es sehr interessant, auch wenn es dann eine Firma ist, die nicht aus der
Branche kommt. Wenn sie eine entsprechende Größe hat, hat sie ja auch schon Wachstumsphasen durchlaufen und sicherlich viele Prozesse optimiert. Auf der anderen Seite war es mir wichtig, dass ich jemanden habe, der schon aus der Branche kommt, um dort eben einfach die Expertise direkt in diesem Gebiet aufbauen zu können. Denn wenn man jemanden hat, der nicht aus der Branche kommt, dann weiß derjenige auch nicht, wie die Branche funktioniert.

Was sind denn für dich die spannendsten nächsten Schritte, die bei euch jetzt anstehen? Ich gehe mal davon aus, dass euer Marktplatz um- und ausgebaut wird. Was steht sonst noch so an?

Ja, der Marktplatz ist auf jeden Fall erstmal die oberste Priorität. Wir haben das Frontend komplett weiterentwickelt. Das wird alles richtig großartig, so wie es sein soll. Als nächstes werden wir das Backend auf den von uns gewünschten Stand bringen. Ziel ist es, dass es für alle Seiten reibungslos möglich wird, gute Links und Veröffentlichungen zu finden und buchen zu können.

Außerdem wollen wir weitere Partner über Kooperationen mit ins Boot holen, um unser Angebot qualitativ zu verbessern. RankSider ist ja nicht bloß Marktplatz, wir sind dort auch eine Agentur, wo wir jetzt schon bestimmte Dienstleistungen wie Digital PR, Content, Native Ads oder Link-Audits anbieten. Das wollen wir schrittweise weiterentwickeln.

Siehst du gerade beim Thema Native Ads auch einen eurer größeren Wachstumsmärkte? Oder ist das eher ein Projekt, aber Backlinks bleiben die Hauptsache?

Es ist immer ein bisschen schwierig, da ist man hin- und her gerissen. Backlinks sind klar unser Hauptaugenmerk. Allerdings sehe ich den Linkaufbau inzwischen gesamtheitlich. Es spielen viele verschiedene Faktoren mit rein, wie Content-Aufbau, Linkaufbau, Digital-PR und auch Native Ads. Mittlerweile sollte alles Hand in Hand gehen. Dann lassen sich einzelne Maßnahmen durch die anderen Teilbereiche flankieren. Hier werden sich in den nächsten Jahren sicher einige spannende Mechanismen entwickeln, um diese Themen nach vorne zu bringen und zu verzahnen.

Das ist ein schönes Wort zum Sonntag. Ich danke dir für diese tollen Einblicke!

This post was written by

Oliver Engelbrecht

Ich bin bei LEAP/ für Marketing & Communications zuständig und verantworte damit die Lead-Generierung und das Branding der Agentur. Zudem leite ich unser LEAP/ Magazin als Chefredakteur. Zuvor habe ich das SEO-Portal aufgebaut und geleitet.