Das erfährst du in diesem Beitrag:
- Was genau ändert sich derzeit bei Google Shopping?
- Wie hängt das mit dem Erstarken von Amazon & Co. zusammen?
- Was könnte das für die Suchmaschinenoptimierung bedeuten?
Bereits vor einigen Wochen hat Bill Ready, President Commerce bei Google, mehr oder minder überraschend eine gravierende Veränderung bei Google Shopping angekündigt. So gibt es in den USA für Retailer neben den bezahlten Product Listing Ads neuerdings auch die Möglichkeit kostenfreier Einträge.
Attraktiv ist dies natürlich für diejenigen HändlerInnen, die aus Budget- oder Margengründen bislang auf die Schaltung von Ads verzichtet haben: Ihre Reichweiten dürften sich nun signifikant erhöhen, während die Anzahl der Produkteinträge bei Google Shopping insgesamt zunimmt. Damit profitieren auch die KonsumentInnen von dieser Änderung, die bis Ende 2020 weltweit ausgerollt werden soll.
Im Wortlaut nachlesen kannst du Bill Readys Ankündigung auf dem Google-Blog. Zusätzliche Infos findest du im Google Merchant Center.
Vordergründig ist der Kurswechsel von Google im Retail-Sektor im Kontext der aktuellen Coronakrise zu sehen. Tatsächlich dürfte aber noch weitaus mehr dahinterstecken, wenn man sich einmal die aktuelle Gemengelage im Bereich Online-Marktplätze und Produktsuche anschaut. Dazu weiter unten mehr.
Und für die E-Commercler ist noch viel wichtiger: Ich glaube, dass der aktuelle Move bei Google Shopping eine große Auswirkung auf SEO-Traffic haben kann. Vielleicht ist das sogar die Anpassung, die seit fünf Jahren die stärkste Auswirkung auf SEO ganz allgemein hat.
Um all das geht es auch im Video unten.
Zunächst einmal: Google macht das alles nicht aus Nächstenliebe und weil die Welt gerade mit einer Corona-Pandemie zu kämpfen hat. Der Suchmaschinenprimus aus Mountain View hat das wahrscheinlich schon länger geplant. Denn in den vergangenen Jahren hat Google nach und nach seine Pole Position bei E-Commerce-Suchen an Amazon verloren. Heute starten mehr Produktsuchen bei Amazon als bei Google – und auch eBay und Zalando legen immer weiter an Marktmacht zu.
In den USA kann man die Änderung bei Google Shopping längst schon live bewundern, wie dieser Screenshot des renommierten SEO-Beraters Glenn Gabe von Ende April 2020 zeigt:
I don't focus on the paid side as much, but it looks like the free shopping listings might have gone live. I see two sections, one for sponsored at the top and then the bottom listings which say Google isn't compensated for clicks. @GinnyMarvin, do you know? pic.twitter.com/ZiWe9IEXOb
— Glenn Gabe (@glenngabe) April 24, 2020
Die kostenfreien Einträge finden sich stets nur in der unteren Hälfte der Suchergebnisse. Damit ist gewährleistet, dass sich die Schaltung von Ads via Google Shopping wegen der prominenteren Platzierung auch weiterhin für Retailer lohnt.
Wesentlich ist aber, dass die Optimierung der organischen Suche für E-Commerce-Marketer und SEOs damit noch vielschichtiger wird, wie es auf Search Engine Land heißt.
Welche Vorteile ergeben sich nun für Google aus dieser strategischen Neuausrichtung bei Google Shopping?
Völlig „freiwillig“ hat Google das meines Erachtens nicht getan. Vielmehr wird der Konzern seit Jahren mit Kartellrechtsklagen überzogen. Hauptvorwurf: Google beeinflusst die Suchergebnisse zugunsten der eigenen Paid-Anzeigen – insbesondere was Product Listing Ads und Google Shopping anbelangt.
Man hatte bis dato also gar nicht die Möglichkeit, zum Beispiel den kompletten First View mit einer Produktsuche, einer vernünftigen Filterung etc. zu füllen.
Durch das Einbeziehen kostenloser Produktanzeigen ändert sich das jetzt: Bei transaktionalen Suchen im E-Commerce-Bereich kann und wird Google diesen zukünftig wesentlich mehr Platz einräumen.
Was heißt das mittelfristig für SEO? Ziemlich sicher, dass die Klickraten auf „normale“ organische Suchergebnisse weiter sinken. Vielleicht sogar drastisch.
Was gilt es also zu tun? Relativ einfach gesagt: da sein, wo der Traffic ist. Für SEOs wird die Optimierung von Daten-Feeds in Zukunft somit noch mehr in den Vordergrund rücken. Das ist dann nicht mehr allein Sache der „Paid-Kollegen“. Denn in Kombination mit technischen Faktoren, Content- und Backlink-Faktoren sowie nicht zuletzt den generierten Nutzersignalen wird der Feed darüber entscheiden, ob sich bei Begriffen wie „damenschuhe kaufen“ etc. weiterhin organischen Traffic absahnen lässt.
Und Google selbst? Die werden auch weiterhin bezahlte Product Listing Ads einbinden und so ihren Schnitt machen, schätze ich mal.
Kurzum, neben den oben erwähnten Vorteilen in puncto Datensammeln und Usability, hat Google erneut einen cleveren Schritt unternommen, um den Kartellrechtsbehörden ein Schnippchen zu schlagen.