Hallo, Christian und willkommen bei LEAP/. Dein Steckenpferd bei finanzen.de ist der SEO-Bereich. Du hast dort im Oktober 2014 angefangen. Welchen ersten Eindruck hattest du von der SEO-Leitung von finanzen.de?
Als ich vor knapp zwei Jahren zu finanzen.de kam, hatte das SEO-Team dort wegen des Penaltys schon eine ziemlich lange Durststrecke hinter sich. Umso faszinierter war ich von dem Teamgeist und dem Tatendrang meiner neuen Kollegen. Die Jungs und Mädels hatten sich in der SEO-Szene bereits gut vernetzt und mit der Zeit unglaublich wertvolles Know-how angeeignet. Mein erster Eindruck war also äußerst positiv und bis heute denke ich, dass die recht bittere Erfahrung mit dem Penalty auch ihre guten Seiten hatte. Not macht ja bekanntlich erfinderisch und ich habe selten ein so motiviertes, kreatives und engagiertes Team erlebt wie bei finanzen.de.
In den letzten Jahren gab es viele Veränderungen im SEO-Bereich. Google und seine Updates hatten einen großen Einfluss darauf. Wie hast du auf diese Änderungen reagiert?
In der Tat hat sich in den letzten Jahren einiges verändert und wenn ich eines gelernt habe, dann, dass man sich als SEO unbedingt und ständig weiterentwickeln muss. Die letzten Google-Updates haben uns gelehrt, dass wir stets das Interesse und die Bedürfnisse der Nutzer im Blick haben sollten. Die Linkbuilding-Methoden des letzten Jahrzehnts sind mittlerweile überholt, wir sind im SEO heute mehr denn je auf hochwertige Inhalte und Lösungen für die Probleme unserer Zielgruppen angewiesen.
Kannst du uns ein konkretes Beispiel nennen, um die Auswirkungen eines Google-Updates zu veranschaulichen?
Google-Updates verbindet man ja meist mit negativen Auswirkungen. Wir bei finanzen.de erinnern uns aber gern an das Update im Oktober 2013, das als „Penguin 2.1“ bekannt geworden ist. Da wir nach einer manuellen und einem algorithmischen Penalty über Monate hinweg unsere Backlinkstruktur gesäubert hatten, haben wir dieses Update damals sehnsüchtig erwartet. Nachdem es ausgerollt war, konnten wir mit finanzen.de nach fast zwei Jahren endlich wieder spürbar an Sichtbarkeit gewinnen – insofern ein schönes Beispiel für die mögliche positive Auswirkung eines Google-Updates.
Im Allgemeinen kann man sagen, dass die Google-Updates der letzten Jahre dazu geführt haben, dass sich die SEO-Strategien der meisten Unternehmen weiterentwickelt und professionalisiert haben. Besonders unter dem Aspekt, dass nicht mehr die Suchmaschine Google im Vordergrund der Optimierung steht, sondern der Nutzer. Denn der ist es ja letztendlich auch, der unsere Website besucht und sich wohlfühlen soll.
Welche Tipps & Maßnahmen würdest du einem Kunden nach einem Sichtbarkeitseinbruch geben?
Welche Folgen ein solcher Sichtbarkeitseinbruch hat, ist ja zunächst einmal immer von dem Geschäftsmodell und der strategischen Ausrichtung des Betroffenen abhängig. Im besten Fall ist der Geschäftserfolg nicht einzig und allein von Google abhängig. Ist der Kunde allein von Google abhängig, so wäre mein erster dringender Rat an ihn eine gewisse Risikodiversifikation.
Weitere Tipps und Maßnahmen würde ich dann klar von den Gründen des Sichtbarkeitseinbruchs abhängig machen. Sofern dieser – wie damals bei finanzen.de – etwa auf viele minderwertige Backlinks zurückzuführen ist, wäre meine Empfehlung, den Linkabbau schnell und auf gar keinen Fall zögerlich anzugehen. Ein Reconsideration Request bei Google wird nur dann erfolgreich sein, wenn die Regeln von Google befolgt und minderwertige Backlinks radikal aussortiert werden. Das macht zwar leider keinen Spaß, doch eine Salamitaktik, bei der man gegenüber Google nur nach und nach mit der Sprache herausrückt, führt letztlich nur dazu, dass die Sichtbarkeit noch länger leidet. Auch das von Google zur Verfügung gestellte Disavow-Tool kann ganz hilfreich sein, um schlechte Backlinks, die man auf anderem Weg nicht loswird, für ungültig zu erklären.
Was hast du in den letzten Jahren aus SEO gelernt?
SEO ist schon lange keine Inseldisziplin im Online-Marketing mehr. Es ist und bleibt eine Spezialdisziplin, die aber nur im engen Zusammenspiel mit einer durchdachten Contentstrategie sowie einer nutzerorientierten Design- und Conversionausrichtung funktionieren kann und gute Ergebnisse liefert.
Nicht nur der SEO-Bereich hat sich in den letzten Jahren verändert, sondern auch die Nutzung des Internets bei den Nutzern. Welche großen Veränderungen sind dir dabei aufgefallen?
Im ersten Schritt habe ich gelernt, Google um Rat zu fragen. Wenn man eine Frage oder ein Problem hat, ist das heutzutage üblich – und zwar über alle Altersstufen und Gesellschaftsschichten hinweg. Das merken wir selbst bei solchen High-Involvement-Produkten wie Versicherungen, Vorsorge- und Finanzprodukten. Es sind längst nicht mehr nur die Digital Natives, die online nach Lösungen suchen und eine hohe Erwartungshaltung mitbringen. Insofern sei jedem Unternehmen, das heutzutage im Internet präsent sein möchte, geraten, seinen Kunden qualitativ hochwertige Inhalte und bedarfsgerechte Problemlösungen anzubieten.
Ich habe noch eine Frage zum Ende unseren Interviews: Welche Tipps hast du für Neulinge im Bereich SEO? Worauf sollten sie achten und wie eignen sie sich am effektivsten die neuesten SEO Praktiken an?
Mein wichtigster Tipp: SEO funktioniert niemals nach „Schema F“. Gerade Neulinge sollten sich ausprobieren wollen und dürfen. Die theoretischen Grundlagen sind relativ schnell angeeignet. Das wirkliche SEO-Know-how kann man sich nur in der Praxis und durch Erfahrung aneignen. Wichtig ist, immer wissbegierig zu bleiben und neue Sachen auszuprobieren, auch um sich von der Konkurrenz abzuheben. Denn wer nur das macht, was alle anderen machen, kann die anderen zwar einholen, aber nie überholen.
Vielen Dank für die Einblicke in deine Arbeit, Christian!